Chronischer Stress: Gute Behandlung durchbricht den Teufelskreis

Anhaltender Stress schadet dem Herz!

Spoiler

  • Grossraumbüros sind richtige Stressauslöser. Deshalb Rückzugsorte für Mitarbeiter schaffen und kurze Kreativpausen ermöglichen.
  • Sei lieb zu dir selbst: Freundliche innere Monologe wirken sich positiv auf dein Befinden aus.
  • Stress kann gut durch regelmässigen Sport abgebaut werden.

Klar, es gibt äussere Faktoren, die wohl bei jedem Menschen enormen Stress auslösen. Doch Psychologen sind sich einig: Darüber wie wir Stressoren «erleben», entscheidet im Wesentlichen unsere innere Haltung. Und die können wir geradezu trainieren. Weshalb ist das so wichtig? Weil chronischer Stress lebensgefährlich sein kann. So zeigen Studien, dass chronischer Stress ohne Behandlung für jeden dritten Herzinfarkt verantwortlich ist. Doch von welcher Art Stress reden wir, und was macht er mit uns und unserem HerzKreislauf-System?

Stress ist eine normale, sogar gesunde Reaktion des Körpers. Mit ihr macht er sich kurzfristig fit und stellt Energie für Höchstleistungen bereit. Botenstoffe werden im Gehirn freigesetzt und die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Die Muskeln spannen sich an, die Herzschlagfrequenz und der Blutdruck werden gesteigert, die Atmung wird schneller. Verdauung, Schlafbedürfnis und Sexualtrieb werden gehemmt. Nach rund 15 Minuten wird diese Stressantwort des Körpers – auch Eustress oder positiver Stress genannt – wieder heruntergefahren.

Aus der Balance

Oft sind wir über Wochen und Monate im Alarmzustand, weshalb Stresshormone ständig ausgeschüttet werden. Häufige Ursachen: Nonstop-Erreichbarkeit, Projekte-Jonglieren, eng getaktete Deadlines. Bei Dauerstress kann der Adrenalinspiegel bis zum Zehnfachen erhöht sein! Doch die bereitgestellte Energie wird körperlich nicht abgerufen: Wir laufen nicht weg und greifen keinen Gegner an, wie es unsere Vorfahren vor Jahrtausenden taten. Heute eignet sich zum Abbau der angestauten Energie und Anspannung regelmässiger Sport.

Gerät die Systembalance aber dauerhaft aus den Fugen und bleibt chronischer Stress ohne Behandlung, kann das ernste Folgen haben: Der Blutdruck und die Herzfrequenz sind häufig oder permanent erhöht, die Blutgefässe verengen und entzünden sich, Fett und Kalk lagern sich an den Gefässwänden ab. Setzt sich die beginnende Arteriosklerose fort, kann ein Herzinfarkt drohen. Doch die gute Nachricht ist: Bei chronischem Stress ist die Behandlung oft gar nicht kompliziert.

Chronischer Stress: Behandlung mit inneren Monologen

Was also ist zu tun, damit chronischer Stress gar nicht erst entsteht? Zunächst einmal die Frage: Wie redest du eigentlich mit dir selbst? Weshalb? Nun, deine inneren Monologe sind zwar Reaktionen auf deine Gefühle, aber gleichzeitig verursachen sie diese auch. In der Mitte unseres Gehirns liegt der Thalamus. Er nimmt äussere Reize – Gerüche, Berührungen, visuelle Eindrücke und so weiter – wahr und leitet sie im Gehirn weiter. Studien legen nahe, dass der Thalamus nicht unterscheidet zwischen dem, was er aussen und innen wahrnimmt. Gedanken, Überzeugungen, Fantasien – all das entscheidet also genauso über unser Befinden wie es die Aussenwelt tut. Wähle also positive und beruhigende Worte, wenn du künftig innere Gespräche führst.

Meditation: bei chronischem Stress eine effektive Behandlung

Eine andere Form des gesunden Umgangs mit sich selbst ist Meditation. Ihre positiven Wirkungen gegen Stress, Depressionen und Ängste sind durch viele Studien belegt.

Weltweit führend dabei ist unter anderem die Neurowissenschaftlerin Britta Hölzel. Sie und ihr Team am Massachusetts General Hospital in Boston konnten im Kernspin zeigen, wie während der Meditation positive Veränderungen im Gehirn stattfinden. Einer der Effekte von Meditation: Die graue Hirnsubstanz des Hippocampus verdichtet sich. Dieser ist für eine gesunde Stressreaktion wichtig, weil er viele Rezeptoren für das Stresshormon Cortisol aufweist. «Jeder, der in der heutigen komplexen Unternehmenswelt tätig ist – oder zumindest jede Führungskraft – sollte über diese Zusammenhänge Bescheid wissen», so Hölzel im «Harvard Business Manager».

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Viele grosse Unternehmen lieben Grossraumbüros. Nur ihre Mitarbeiter sind damit eher selten glücklich. Denn: Grossraumbüros stressen mit ihrer ständigen Geräuschkulisse, Dauerbeobachtung und dem daraus folgenden Druck permanenter Aktivität. Kleinere Büros und Rückzugsorte sind viel sinnvoller. Vorgesetzte sollten bei kleinen Erholungspausen nicht mürrisch schauen. Professor Alex Soojung-Kim Pang von der amerikanischen Stanford University meint dazu: «In Erholungspausen ist die Hirnregion DMN (Default Mode Network) hochaktiv.» Mit ihr werden verbale, visuelle und kreative Fähigkeiten verbunden. Und davon profitiert auch das Unternehmen, denn wenn bei chronischem Stress erst eine Behandlung der Mitarbeitenden nötig wird, entstehen auch dem Arbeitgeber unnötige Kosten und Herausforderungen.

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